«Ein Tennisplatz ist wie ein Pizzateig»

Seit 15 Jahren ist Ilija Dugonjic auf der Tennisanlage Mythenquai in Zürich für die sieben
Aussenplätze zuständig. Längst hat er sich in der Region einen Namen gemacht als erfahrener
Platzwart, der sich gewissenhaft und mit sehr viel Leidenschaft um seine Plätze kümmert.
Wenn es Probleme gibt mit den Plätzen auf den fünf anderen städtischen Anlagen in Zürich,
ist Ilija Dugonjic zur Stelle und hilft aus. Auch private Clubs unterstützt er hin und wieder bei
der Platzpflege. Wir haben mit Iljia über die richtige Vorbereitung und Pflege von
Sandplätzen gesprochen und verraten euch im Interview die wichtigsten Tipps und Tricks für
die perfekten Sandplätze.

«Rund 800 Kilogramm Sand braucht es für einen Platz.»

 

Ilija, wann beginnst du im Frühling mit der Vorbereitung deiner Sandplätze?

Ich beginne nicht erst im Frühling sondern bereits im Herbst. Sobald die Saison vorbei ist,
entferne ich auf allen Plätzen den alten Sand. Einerseits, damit der alte Sand und der darin
enthaltene Dreck nicht in den Bodenbelag eindringen können, und andererseits kann sich der
Belag so im Winter ausdehnen. Im Dezember und Januar entferne ich dann alle Äste und
Blätter, damit diese nicht vermodern und in den Bodenbelag eindringen. 

 

Welche Arbeiten stehen kurz vor der Saison an, damit deine Plätze im Frühling bereit
sind?

Im März kommen die Platzbauer. Wichtig ist, dass sie nicht zu früh kommen, denn die
Temperatur muss um die zehn Grad betragen, wenn man mit der Vorbereitung der Plätze
beginnt. Zudem muss der Boden relativ trocken sein, sonst funktioniert es nicht. Zuerst
werden die Plätze gewalzt, dann werden die Linien neu gesetzt und der Sand wird auf den
Plätzen verteilt. Rund 800 Kilogramm Sand braucht es für einen Platz. Wenn der Sand verteilt
ist, muss der Platz noch zwei Mal gut gewalzt werden. 

 

Und dann kann auf den Plätzen gespielt werden?

Nein, auf keinen Fall! Das wäre der grösste Fehler, den man machen kann. Der Platz braucht
noch einmal zwei Wochen, bis man darauf spielen kann. Ein Tennisplatz ist wie ein Pizzateig:
Wenn man den Pizzateig gemischt hat, kann man ihn auch nicht sofort backen. Man muss ihm
Zeit geben, damit er aufgeht. Genau das gilt auch für die Tennisplätze. Man muss den Plätzen
Zeit geben. 

 

Was machst du denn in diesen zwei Wochen mit den Plätzen?

Ich wässere die Plätze jeden Tag, damit der feine Sand in den Bodenbelag einzieht und er
dadurch stabil wird. Das ist nach etwa zwei Wochen der Fall. Wenn es viel regnet oder es
länger kalt ist, muss man länger als zwei Wochen warten, bis man die Plätze für die Spieler
freigeben kann. 

 

Jedes Korn sitzt wo es soll - einer der sieben Sandplätze der städtischen Tennisanlage Mythenquai

 

«Als Platzwart ist es entscheidend, dass man die Plätze nicht zu früh frei gibt»

 

Wenn die Platzbauer ihre Arbeit im März abschliessen, sehen die Plätze für uns Laien
spielbreit aus. Ich kann mir vorstellen, dass es einige Spieler gibt, die nicht verstehen,
warum sie jetzt noch länger warten müssen, bis sie endlich auf die Plätze können.
Ja, das ist richtig. Der Druck der Spieler ist teilweise enorm. Aber als Platzwart ist es
entscheidend, dass man die Plätze nicht zu früh frei gibt – auch wenn das Wetter schön ist.
Sonst kann es sein, dass die Plätze nach einer Stunde kaputt sind und man wieder von vorne
beginnen muss. Deshalb bin auch nach diesen zwei Wochen sehr vorsichtig. So darf
beispielsweise in den ersten zwei Wochen nach der Öffnung der Plätze niemand morgens vor
zehn Uhr spielen. Dann sind die Plätze nämlich noch zu feucht und das Risiko ist zu gross,
dass es Löcher gibt. Zudem belege ich die Plätze am Anfang nur zur Hälfte. Wenn ich sie
sofort 100 Prozent freigeben würde, gibt es schnell Löcher und Unebenheiten. Mit denen hat
man danach die ganze Saison zu kämpfen. 
 
Welche Arbeiten fallen an, wenn die Saison läuft und die Plätze normal bespielt werden
können?

Das wichtigste und zugleich mühsamste ist das Entfernen des Unkrauts. Von Anfang der
Saison achte ich darauf, dass auf den Plätzen nirgends Unkraut wächst. Wenn man das
wachsen lässt, dauert es nicht lange und man hat Moos auf den Plätzen. Das ist gar nicht gut.
Zudem gebe ich jeden Abend viel Wasser auf meine Plätze. In der Nacht zieht das Wasser in
den Boden ein und gibt es im Verlauf des nächsten Tages wieder frei, so dass die Plätze
immer schön feucht sind. So muss ich diese jeweils erst am Mittag oder Nachmittag wieder
wässern. Jeden Morgen ziehe ich zudem die Plätze mit dem Besen ab – nicht mit dem Netz.
Dabei kontrolliere ich den Belag und schaue, dass es keine Löcher oder Unebenheiten hat.
Erst dann gebe ich die Plätze frei für die Spieler. 

 

Verantwortlich für die städtische Anlage Mythenquai 

 

Und was machst du, wenn es Löcher im Belag hat?

Das geschieht leider immer wieder, weil die Leute mit den falschen Schuhen spielen. Wenn es
ein grösseres Loch ist, dann entferne ich den Belag bis in eine Tiefe von rund drei, vier
Zentimetern. Dann fülle ich es mit dem Material des Belags auf, stampfe es an und gebe
frischen Sand drauf. Dann wird die Stelle richtig gewässert und nach zwei, drei Stunden kann
man darauf wieder spielen. Ah, ich habe noch etwas Wichtiges vergessen bei der Platzpflege. 

 

Was denn?

Die Rinnen rund um die Tennisplätze müssen immer sauber sein. Das ist extrem wichtig,
denn wenn es regnet, fliesst nicht nur das Wasser in die Rinnen sondern auch der Sand. Und
wenn sich Sand in der Rinne befindet, fliesst das Wasser nicht mehr richtig ab und die Plätze
trocknen viel langsamer.